Endbericht – Evaluierung des arbeitsbezogenen Therapieerfolgs der klinisch-psychologischen und psychotherapeutischen Behandlung im Rahmen des Projekts „fit2work“. Unveröffentlichter Bericht für das Sozialministeriumservice Österreich und das Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz.

Autor(en)
Reinhold Jagsch
Abstrakt

Theoretischer Hintergrund. Auf Basis der österreichischen Gesetzeslage mit einerseits Psychologengesetz (Bundesministerium für Gesundheit, 1990b, 2013) und andererseits Psychotherapiegesetz (Bundesministerium für Gesundheit, 1990a) sind Klinische PsychologInnen und PsychotherapeutInnen berechtigt, Personen mit psychischen Störungen zu behandeln, bislang liegen dazu aber keine Vergleichsstudien vor. Im Zuge der Evaluation von fit2work Psychologische und Psychotherapeutische Behandlung wurde erstmalig ein empirischer Vergleich der Wirksamkeit der beiden Behandlungsarten durchgeführt.
Methode. Österreichweit nahmen insgesamt 930 Personen, deren Arbeitsplatz entweder durch gesundheitliche Probleme gefährdet war bzw. bei denen der Arbeitsplatz bereits verlorengegangen war, an diesem Projekt teil, die nach einer umfangreichen Anamnese einer der beiden Behandlungsformen zugewiesen wurden. KlientInnen erhielten zu Beginn der Behandlung eine Testbatterie, die Fragebögen zu Depression (Beck-Depressions-Inventar-II), zur psychischen Beeinträchtigung (Brief Symptom Inventeny-53) und einen Fragebogen zum arbeits- und gesundheitsbezogenen Status enthielt. Nach Abschluss der Behandlung wurden sie gebeten, diese Testbatterie noch einmal auszufüllen, und die Zufriedenheit der Behandlung mittels Helping Alliance Questionnaire (HAQ) zu beurteilen. Ergänzt wurde die subjektive Einschätzung der KlientInnen durch die Fremdeinschätzung der BehandlerInnen, die auch eine Beurteilung mittels GAF-Skala (Global Assessment of Functioning) umfasste.
Ergebnisse. Insgesamt konnten 163 AbsolventInnen, die sich bezüglich soziodemographischer Kennwerte nicht voneinander unterschieden, in die Vergleichsanalyse einbezogen werden, von denen 133 Personen klinisch-psychologische Behandlung (81.6%) und 30 Psychotherapie (18.4%) bekamen. In den klinischen Skalen des BSI-53 lagen die TeilnehmerInnen beider Behandlungsarten vor dem Beginn der Intervention übergreifend über dem Cutoff-Wert für Behandlungsbedürftigkeit, nach Abschluss der Behandlung in keiner einzigen Subskala. Neben einem hoch signifikanten Zeiteffekt (p<.001) konnten im Rahmen der Veränderungsmessung simultan weder signifikante Gruppeneffekte noch signifikante Interaktionen gefunden werden. Auch die Modelle für die Depressionsstärke, die GAF-Skala und die Wirkungsanalysen für die Angaben von Beeinträchtigung von Leistungsfähigkeit in Beruf und Alltag erbrachten analoge differentielle Effektkonstellationen. Psychotherapeutische Maßnahmen konnten den Beschäftigungsstatus der ProbandInnen, der eingangs niedrig (27%) war, auf das statistisch durchschnittliche Niveau der Gesamtgruppe der Befragten bringen, klinisch-psychologische Behandlung hingegen führte zu einer signifikant besseren Passung zwischen Arbeitstätigkeit und persönlicher Qualifikation (von 47% vor auf 78% nach der Behandlung). Die Interventionsmaßnahme führte übergreifend, ohne Unterschiede zwischen den Behandlungsformen, zu massiven Entlastungen im Bereich des Gesundheitssystems, es konnten bedeutsame Reduktionen von Arztbesuchen, ärztlichen Untersuchungen, Krankenhausaufenthalten und bei der Einnahme von Psychopharmaka verzeichnet werden, das Gesundheitsverhalten (Sport, Bewegung, Ernährung) konnte positiv beeinflusst werden. Beziehungs- und Erfolgszufriedenheit scorten in beiden Behandlungsarten hoch mit einem angemessen guten Maß an Selbst-Fremd-Übereinstimmung.
Schlussfolgerungen. Im Bereich des Pilotprojekts fit2work Psychologische und Psychotherapeutische Behandlung erwiesen sich beide Behandlungsformen als gleichwertig und hochwirksam. Beide konnten zu hoch signifikanten Reduktionen in den erhobenen klinischen Skalen und den Belastungen auf individueller Ebene und auf gesamtgesellschaftlicher Ebene zu einer massiven Entlastung des Gesundheitssystems führen. Gleichzeitig wurden bedeutsame Verbesserungen im arbeits- und gesundheitsbezogenen Bereich berichtet, verbunden mit einer hohen Zufriedenheit sowohl auf Seiten der KlientInnen als auch auf Seiten der Klinischen PsychologInnen und PsychotherapeutInnen.

Organisation(en)
Institut für Klinische und Gesundheitspsychologie
Anzahl der Seiten
41
Publikationsdatum
06-2015
ÖFOS 2012
501010 Klinische Psychologie, 501019 Psychotherapie
Link zum Portal
https://ucrisportal.univie.ac.at/de/publications/13bca869-9a94-411c-9a47-ae54edf438ff