Endbericht - Evaluierung der Einzelbehandlungen im Rahmen des Projekts fit2work klinisch-psychologische und psychotherapeutische Behandlung 3. Förderjahr

Autor(en)
Reinhold Jagsch
Abstrakt

Theoretischer Hintergrund. Auf Basis der österreichischen Gesetzeslage mit einerseits Psychologengesetz (Bundesministerium für Gesundheit, 1990b, 2013) und andererseits Psychotherapiegesetz (Bundesministerium für Gesundheit, 1990a) sind Klinische PsychologInnen und PsychotherapeutInnen sowie BehandlerInnen mit Doppelqualifikation berechtigt, Personen mit psychischen Störungen zu behandeln, bislang liegen dazu aber keine Vergleichsstudien vor. Im Zuge der Evaluation von fit2work Psychologische und Psychotherapeutische Behandlung wurde erstmalig ein empirischer Vergleich der Wirksamkeit dieser drei Behandlungsgruppen durchgeführt.
Methode. Österreichweit nahmen insgesamt 960 Personen, deren Arbeitsplatz entweder durch gesundheitliche Probleme gefährdet war bzw. bei denen der Arbeitsplatz bereits verlorengegangen war, an diesem Projekt teil und wurden nach einer umfangreichen Anamnese einer der drei Behandlungsgruppen zugewiesen. Die KlientInnen erhielten zu Beginn der Behandlung eine Testbatterie, die Fragebögen zu Depression (Beck-Depressions-Inventar-II), zur psychischen Beeinträchtigung (Brief Symptom Inventeny-53) und einen Fragebogen zum arbeits- und gesundheitsbezogenen Status enthielt. Nach Abschluss der Behandlung wurden sie gebeten, diese Testbatterie noch einmal auszufüllen und die Zufriedenheit der Behandlung mittels Helping Alliance Questionnaire (HAQ) zu beurteilen. Ergänzt wurde die subjektive Einschätzung der KlientInnen durch die Fremdeinschätzung der BehandlerInnen, die auch eine Beurteilung mittels GAF-Skala (Global Assessment of Functioning) beinhaltete.
Ergebnisse. Insgesamt konnten 318 AbsolventInnen, die sich bezüglich soziodemographischer Kennwerte nicht voneinander unterschieden, in die Vergleichsanalyse einbezogen werden, von denen 154 Personen klinisch-psychologische Behandlung (81.6%), 62 Psychotherapie (18.4%) und 102 Behandlung durch doppelqualifizierte BehandlerInnen bekamen. In den klinischen Skalen des BSI-53 lagen die AbsolventInnen der drei Behandlungsgruppen vor dem Beginn der Intervention übergreifend über dem Cutoff-Wert für Behandlungsbedürftigkeit, nach Abschluss der Behandlung in keiner einzigen Subskala. Neben einem hoch signifikanten Zeiteffekt konnten im Rahmen der Veränderungsmessung simultan weder signifikante Gruppeneffekte noch signifikante Interaktionen gefunden werden. Auch die Modelle für die Depressionsstärke, die GAF-Skala und die Wirkungsanalysen für die Angaben von Beeinträchtigung von Leistungsfähigkeit in Beruf und Alltag erbrachten analoge Effektkonstellationen. Der Anteil von KlientInnen, die ohne Erwerbstätigkeit waren, der anfangs bei 65.6% lag, konnte durch die Intervention nicht bedeutsam gesteigert werden. Die Interventionsmaßnahme führte aber übergreifend, ohne Unterschiede zwischen den Behandlungsformen, zu massiven Entlastungen im Bereich des Gesundheitssystems, es konnten bedeutsame Reduktionen bei Arztbesuchen, bei ärztlichen Untersuchungen, bei Krankenhausaufenthalten und bei der Einnahme von Psychopharmaka verzeichnet werden, das Gesundheitsverhalten (Sport, Bewegung, Ernährung) konnte positiv beeinflusst werden. Beziehungs- und Erfolgszufriedenheit scorten in allen drei Behandlungsgruppen hoch, sowohl aus Sicht der KlientInnen als auch aus Sicht der BehandlerInnen.
Schlussfolgerungen. Im Bereich des Projekts fit2work Psychologische und Psychotherapeutische Behandlung erwiesen sich die drei Behandlungsformen als gleichwertig und hoch wirksam. Die Interventionen konnten zu hoch signifikanten Reduktionen in den klinischen Skalen und den Belastungen auf individueller Ebene führen, wie auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene zu einer massiven Entlastung des Gesundheitssystems. Gleichzeitig wurden bedeutsame Verbesserungen im arbeits- und gesundheitsbezogenen Bereich berichtet, verbunden mit einer hohen Behandlungs- und Erfolgszufriedenheit sowohl auf Seiten der KlientInnen als auch auf Seiten der BehandlerInnen.

Organisation(en)
Institut für Klinische und Gesundheitspsychologie
Anzahl der Seiten
34
Publikationsdatum
02-2018
ÖFOS 2012
501010 Klinische Psychologie, 501019 Psychotherapie
Link zum Portal
https://ucrisportal.univie.ac.at/de/publications/2c4affee-e4ea-4ecc-86ad-672d43183697