Effektivität stationärer internistisch-psychosomatischer Behandlung im Krankenhaus
- Autor(en)
- Matthias Knefel, Sylvia Toro, Maria Meier, Wilhelm Wlassits, Johann Pidlich
- Abstrakt
Hintergrund: Die Versorgung psychosomatischer Patienten in Österreich unterscheidet sich von der in Deutschland. Neben den psychiatrisch geführten Therapieangeboten gibt es in Österreich auch stationäre Konzepte zur Behandlung psychosomatischer Beschwerden, die an Abteilungen für Innere Medizin angesiedelt sind. Die Station für Internistische Psychosomatik eines Akutkrankenhauses in Niederösterreich mit gastroenterologischem Schwerpunkt bietet seit über 35 Jahren stationäre Behandlung für psychosomatische Beschwerden an, die Wirksamkeit wurde bisher aber nicht systematisch überprüft.
Fragestellung: Ziel der Studie war es, die Wirksamkeit eines psychosomatischen Behandlungssettings zu überprüfen.
Material und Methoden: Insgesamt wurden im Rahmen einer naturalistischen Studie 184 Personen bei Aufnahme in die stationäre Behandlung und bei Entlassung befragt. Der primäre Endpunkt war der Unterschied in der globalen Symptombelastung sowie in den Bereichen Somatisierung, Ängstlichkeit und Depressivität, gemessen mit dem Brief Symptom Inventory (BSI) zwischen Aufnahme und Entlassung. Sekundäre Endpunkte waren die weiteren Symptomskalen des BSI, das Körperbild (FKB-29) und der subjektive Therapieerfolg (BVB- 2000). Die Persönlichkeitsstruktur (OPD-SF) und aversive Kindheitserfahrungen (ACE-D) wurden als Prädiktoren für den Therapieerfolg untersucht. Eine kleinere Stichprobe von 59 Personen nahm auch an einer Vier-Monats-Katamnese teil.
Ergebnisse: Die Aufnahme führte zu einer Verbesserung in den primären Endpunkten, die als großer Effekt gewertet werden kann. Der Effekt zeigte sich in verschieden großem Ausmaß ebenfalls in den sekundären Endpunkten. Personen mit geringer integrierter Struktur in den Bereichen Regulierung des Objektbezugs und emotionale Kommunikation nach innen zeigten geringeren Therapieerfolg. Die kleinere Vier-Monats-Katamnese gab erste Hinweise auf die zeitliche Stabilität der Effekte.
Diskussion: Die stationäre Versorgung psychosomatischer Patienten scheint in der evaluierten Station erfolgreich zu gelingen. Die Persönlichkeitsstruktur liefert einen Hinweis auf den zu erwartenden Therapieerfolg und sollte in der Behandlung berücksichtigt werden.
Schlussfolgerungen: Es gibt Hinweise auf die Wirksamkeit des Behandlungskonzepts. Dieses Konzept könnte ein Modell für die Integration von psychosomatischen Behandlungsangeboten im Akutkrankenhaus in Österreich darstellen.- Organisation(en)
- Institut für Klinische und Gesundheitspsychologie
- Externe Organisation(en)
- Landesklinikum Baden
- Journal
- Zeitschrift fur Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
- Band
- 67
- Seiten
- 381-402
- Anzahl der Seiten
- 22
- ISSN
- 1438-3608
- DOI
- https://doi.org/10.13109/zptm.2021.67.oa7
- Publikationsdatum
- 04-2021
- Peer-reviewed
- Ja
- ÖFOS 2012
- 501010 Klinische Psychologie, 302067 Psychosomatik, 302030 Innere Medizin
- Schlagwörter
- ASJC Scopus Sachgebiete
- Psychiatry and Mental health, Clinical Psychology, Applied Psychology
- Link zum Portal
- https://ucrisportal.univie.ac.at/de/publications/62a48119-6ff9-4610-85bc-abf60c5ba708