Forschung
Arbeitsgruppe Psychotraumatologie
Die Arbeitsgruppe "Psychotraumatologie" unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Brigitte Lueger-Schuster verfolgt das Ziel, die Auswirkungen von traumatischen Ereignissen auf das Erleben und Verhalten Betroffener zu erforschen. Im Rahmen des Forschungsprogramms beschäftigt sich die Arbeitsgruppe dabei mit den vielfältigen Formen psychischer Belastung durch Traumafolgen.
Zentrale Forschungsgebiete sind hierbei unter anderem:
- Psychosoziale Langzeitfolgen von Gewalt an Kindern in institutionellen Settings
- Kriegsbedingte Traumatisierung und deren Auswirkungen auf die psychische Gesundheit
- Migration und Gesundheit
- Traumatisierung bei vulnerablen Gruppen (z.B. Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung oder Personen im fortgeschrittenen Alter)
Das übergeordnete Ziel der durchgeführten Untersuchungen ist es, Betroffene durch wissenschaftliche und systematische Forschung zu unterstützen und eine empirische Grundlage für die Entwicklung von Präventionsansätzen zu schaffen.
Aktuelle Forschungsprojekte
Mein Weg
Traumafokussierte Intervention für Studierende mit Fluchthintergrund.
Etliche Studierende mit Fluchthintergrund absolvieren in Vorbereitung auf ein Studium den Vorstudienlehrgang in Wien oder studieren bereits an der Universität Wien. Diese Studierenden sind aus ihrem Heimatland geflohen und beginnen nun ein neues Leben in Wien.
Gemeinsam mit der Medizinischen Universität Wien und dem Vorstudienlehrgang, bietet die Universität Wien Studierenden mit Fluchthintergrund die Möglichkeit ab Jänner 2023 eine stressreduzierende und somit leistungserhaltende Präventionsmaßnahme in Gruppen an (Mein Weg), die für junge geflüchtete Menschen entwickelt wurde und in zahlreichen Studien eine gute Evidenz zeigt.
Anmeldung für geflüchtete Studierende mit Vor-/Nachnamen und Terminwunsch (Wochentag und Starttermin) unter: unisus.psy@univie.ac.at
ESTSS ADJUST Study
Stressors, coping and symptoms of adjustment disorder in the course of COVID-19 pandemic
In diesem pan-europäischen Projekt werden längerfristige Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit untersucht. Das Ziel ist es, pandemiebedingte Belastungen sowie Risiko- und Schutzfaktoren, die für die Anpassungsleistungen der Bevölkerung während der Pandemie relevant sind, in mehreren Erhebungswellen zu erfassen.
Auch wenn die Corona-Lage derzeit entspannter und die Freude über die Rückkehr zur Normalität groß ist, ist die Pandemie noch nicht vorbei. Insbesondere die Spätfolgen der Corona-Krise werden uns noch lange begleiten. Deswegen ist es notwendig, das Befinden und die Bedürfnisse der Bevölkerung weiterhin zu erforschen.
Abgeschlossene Forschungsprojekte
PIAAS-Studie
Eine psychologische Kurzintervention für afghanische Geflüchtete in Österreich
Ziel dieser Studie ist es, erstmalig die Wirksamkeit eines kurzen psychologischen Behandlungsmanuals für afghanische Geflüchtete zu überprüfen. Das Manual wird im Rahmen der Studie so adaptiert, das es auch Postmigrations-Stressoren berücksichtigt (adaptiertes "Problem Managment Plus, PM+").
PM+ wurde ursprünglich von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt.
PM+ folgt einem lösungsorientierten Ansatz und zielt auf die Entwicklung von Copingstrategien für den Ungang mit psychosozialen Problemen (z.B. Stress, Angst, Gefühl von Hilflosigkeit) ab.
In dieser Studie werden darüber hinaus die subjektiven Erfahrungen der Teilnehmenden mit dem Behandlungsmanual ermittelt und die Möglichkeit einer breitenwirksameren Implementierung überprüft.
Das Projekt startete offiziell am 1. März 2019 und hat eine Laufzeit von 33 Monaten.
Projekt Schemastudie
Im Rahmen der Studie "Schematheoretische Weiterbildung und ihre Effekte auf in niederösterreichischen Landeseinrichtungen untergebrachte Kinder und Jugendliche"sollen die Effekte der schematheoretischen Weiterbildung der BetreuerInnen, die in sozialpädagogischen Einrichtungen des Landes Niederösterreich tätig sind, auf die betreuten Kinder und Jugendlichen erfasst werden. Die interessierenden Variablen umfassen dabei die Veränderung der kindlichen Schemata, psychischer Störungen und der Verhaltensprobleme (z.B. Aggressionen) der Kinder und Jugendlichen. Zielsetzung der Studie ist es, die Wirksamkeit der durchgeführten Weiterbildung zu untersuchen und den bestmöglichen Rahmen für die Anwendung dieser und ähnlicher Weiterbildungen zu identifizieren.
Projekt Wiener Heimstudie
Ein Forschungsprojekt mit großer medialer Wirkung ist die Wiener Heimstudie (2014 - 2017). Es handelt sich dabei um ein vom FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung) finanziertes Projekt der Arbeitsgruppe, im Zuge dessen körperliche, sexuelle und emotionale Gewalt gegenüber Kindern in Einrichtungen der Wiener Jugendwohlfahrt bis in die 1980er Jahre systematisch erforscht wird. In weiterer Folge wird eine Verminderung der aktuellen Belastung Betroffener angestrebt und mögliche Präventionsstrategien zu erarbeiten versucht.
Projekt Opferschutz Katholische Kirche
Das Forschungsprojekt widmete sich der Aufarbeitung und Dokumentation der psychischen und physischen Gewalt, sowie des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. Eines der beiden Hauptziele der Studie war die Untersuchung und Darstellung der psychischen, körperlichen und sozialen Auswirkungen von Traumatisierungen durch Gewalt, die von Repräsentanten der katholischen Kirche ausgeübt wurde. Ein weiteres Ziel stellte die Entwicklung von Richtlinien für verschiedene Einrichtungen, an die sich Betroffene hilfesuchend wenden, dar. Das Projekt wurde vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank finanziert.
Projekt Opferschutz Niederösterreich
Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde, zeitlich parallel zum Projekt „Opferschutz Katholische Kirche“, das Ausmaß sowie die psychischen Folgen von psychischer, physischer und sexueller Gewalt in niederösterreichischen Landesjugendheimen aufgearbeitet und dokumentiert. Das Projekt wurde durch das Land Niederösterreich finanziert.
Projekt Kriegskinder
Ein weiteres Projekt der Arbeitsgruppe, welches in Zusammenarbeit mit dem Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung in Graz durchgeführt wurde, beschäftigte sich mit der Erforschung von kriegsbedingter posttraumatischer Belastungsstörung in der vor 1945 geborenen Bevölkerung. Diese Studie lieferte österreichweit einen ersten Einblick in die Prävalenz aktueller psychischer Beschwerden und posttraumatischer Symptome in einer alternden Gesellschaft. Das Projekt wurde finanziert durch den Zukunftsfonds der Republik Österreich.
[Zum Abschlussbericht des Projekts]
Projekt „wiehelfen“
Bei dem Projekt handelt es sich um eine Vortrags- und Workshop-Reihe zu den Themen Flucht, Asyl und freiwilliges Engagement, die in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft durchgeführt wurde. Im Februar 2016 wurden Workshops für Studierende abgehalten, in denen Wissen und Handlungskompetenzen zum Thema „freiwilliges Engagement in der Flüchtlingskrise“ erarbeitet wurden. Im Sommersemester 2016 folgten Vorträge zu den Themen Flucht und Asyl von Expert_innen aus verschiedenen Fachrichtungen. Zu Beginn und Ende der Veranstaltungsreihe fand jeweils eine Podiumsdiskussion mit Vertreter_innen verschiedener akademischer Fachrichtungen und Berufsfelder statt.